Die Sternwarte Huchenfeld hat eine mehr als 40-jährige Vorgeschichte, in der von Huchenfeld (aber auch der näheren Region – vor allem Hohenwart und Bieselsberg) aus mit unterschiedlichen, transportablen Teleskopen Himmelsbeobachtungen angestellt wurden. Zunächst noch in vielem ein reines „Kennenlernen“ der unterschiedlichen Himmelsobjekte, später dann mit ersten systematischen Beobachtungen etwa heller Kometen, zahlreicher Sonnen- und Mondfinsternisse, der Planetenvorübergänge von Merkur und Venus vor der Sonne oder besonders spektakulärer Ereignisse, wie dem Kometeneinschlag 1995 auf Jupiter, der totalen Sonnenfinsternis 1999 oder der Marsopposition 2003.
Die Entstehungsgeschichte der Sternwarte
Vorgeschichte
Bereits seit 1981 wurde von Huchenfeld aus der Sternhimmel beobachtet. Zunächst mit einem kleinen 60/910mm Schülerteleskop von „Revue-Optik“ im elterlichen Garten nahe der Hohenwarter Straße. Dieses Linsenteleskop wurde später mit einem lange genutzten 114/900mm Newtonspiegel von „Tasco“ ergänzt, der zudem auf die Verwendung von 31,8 mm Standardokulare umgerüstet wurde und dafür einen größeren 33mm Fangspiegel erhielt. Die Teleskope wurden später für erste fotografische Experimente auf einer fest installierten Stahlsäule im Garten angebracht. Dies war der erste stationäre Einsatz (!) von Teleskopen im Vorfeld der Entstehung der Sternwarte Huchenfeld. Hierbei kamen erste, höher empfindliche Diafilme und vor allem Schwarzweiß-Filme zum Einsatz, die selbst entwickelt wurden. Ein kleines Schwarz-Weiß-Vergrößerungsgerät ermöglichet die Herstellung eigener Papierabzüge der Astro-Negative.
Höhepunkt der mobil durchgeführten Beobachtungen war schließlich in den 2000er Jahren die Nutzung eines Selbstbau-Spiegelteleskop von 14 Zoll Öffnung, ausgestattet mit einer 350/1600 mm Premiumoptik des britischen Herstellers „Orion Optics UK“ auf einer massiven Selbstbaumontierung. Hiermit wurden auch bereits erste fotografische Versuche unternommen. Bei Mond und Planeten mit einer einfachen Webcam, im Deep-Sky-Bereich mit (möglichst hochempfindlichen) Diafilmen. Der Schülerrefraktor von 1981 diente hierbei noch lange als Leitfernrohr. In dieser Zeit hatte sich immer mehr herauskristallisiert, dass ein fest aufgestelltes Teleskop nicht nur viel häufiger, sondern auch systematischer genutzt werden können. Zudem war der mobile Einsatz so großer Teleskope sehr aufwändig und zeitraubend.
2007: Baubeginn der Sternwarte
Nach dem Erwerb eines zusätzlichen Grundstücks samt separatem Baufenster im Jahr 2006 konnte das Projekt einer Sternwarte Huchenfeld angegangen werden. Nach Abstimmung mit den Baubehörden und Kenntnisnahme durch die ansässige Ortsverwaltung wurde mit der Detailplanung begonnen, Angebote unterschiedlicher Kuppelhersteller eingeholt. Vom Preis-Leistungsverhältnis her überzeugte der britische Anbieter „Pulsar Observatories“ schließlich und bekam noch 2007 den Lieferauftrag. Zeitgleich begannen erste Fundament- und Maurerarbeiten bis schließlich Ende 2008 das Gebäude im Rohbau fertiggestellt war. Im Frühjahr 2009 standen dann noch letzte Installationsarbeiten an, bis im Sommer schließlich die Aufnahme des Beobachtungsbetriebs erfolgen konnte.
2009: Eröffnung der Sternwarte
Die große Kuppelbau mit dem Hauptteleskop war im Jahr 2009 fertiggestellt. Die auf einem 2,7 x 3,0 Meter messenden, rechteckigen Unterbau errichtete Kuppel hat einen Durchmesser von 2,7 Metern und eine Spaltbreite von 0,6 Metern. Die Installationsarbeiten der Elektrik, die Errichtung des neu erworbenen Schmidt-Cassegrain-Teleskops sowie ein längerer Disput mit der Dichtigkeit der Dachkonstruktion dauerten noch bis in den Sommer 2009 an. Schließlich konnte die Sternwarte mit geladenen Nachbarn und Freunden eröffnet werden. Zur Eröffnung der Einrichtung wurden rund 100 Gäste begrüßt. Die Einbindung gerade auch der Nachbarschaft wurde für den Sternwartenbetrieb von Anbeginn an hoch angesiedelt, es soll niemand von einem „mysteriösen nächtlichen Treiben“ dort irritiert sein.
2014: Inbetriebnahme einer Außensäule
Sonnenteleskope sind günstigerweise aus thermischen Gründen frei aufgestellt – bei Sonneneinstrahlung am Tage erwärmt sich sonst das umgebende Schutzgebäude und die zum Kuppelspalt austretende Luft beeinträchtigt mit ihrem Flimmern die Bildqualität. Aber auch für Weitwinkelaufnahmen, etwa mit handelsüblichen Fotoobjektiven ist ein weiter Blick zum Himmel förderlich. Hier stört ein schmaler Ausblick durch den Kuppelspalt – eine Kameraaufstellung unter dem freien Himmel ist wesentlich besser. Daher wurde in diesem Jahr in südlicher Richtung vor dem großen Kuppelbau eine stabile Außensäule mit fest angebrachter Montierung aufgebaut. Diese ist bei schlechter Witterung durch eine spezielle Ummantelung geschützt, das Fernrohr wird im Kuppelbau daneben gelagert.
2019: Erweiterung der Anlage
Im Frühjahr 2020 wurde die Errichtung eines Astrographenbaus mit etwas kleinerer Kuppel umgesetzt. Der Astrohgraph ergänzt mit einer viel kürzeren Brennweite und einem damit verbundenen helleren und größeren Bildfeld das Hauptteleskop sinnvoll. Auch diese stammt vom britischen Hersteller „Pulsar Observatories“. Die 2019 bestellte Astrographen-Kuppel hat einen Innendurchmesser von 2,2 Metern und eine Spaltbreite von 0,5 Metern. Da der – dieses mal mitbestellte – Unterbau nur eine Höhe von rund 1,6 Metern aufweist und ein Einstieg daher recht umständlich sein kann, wurde die gesamte Konstruktion mit einem kleinen Mauerring um 50 Zentimeter angehoben. Dies hat zudem den Vorteil, dass das Teleskop innen ebenfalls um einen halben Meter höher im Kuppelspalt positioniert ist und man sich daher in der kleineren Kuppel trotzdem gut um das Teleskop herum bewegen kann.
2024: 15 Jahre Sternwarte Huchenfeld
In diesem Jahr wurde zudem die alte Selbstbaumontierung in der Hauptkuppel durch eine neue, ebenso leistungsfähige Sternwartenmontierung des Herstellers „Skywatcher“ ersetzt – damit stammen nun alle drei an der Sternwarte eingesetzten Montierungen vom gleichen Anbieter.